von Jürgen
Schön
Wem die
Kölner ein Denkmal hinstellen sollen, der muss klüngeln
können.
Das hat Willy
Millowitsch zu Lebzeiten ebenso gemerkt wie der schon verstorbene
Konrad Adenauer. Doch Menschen, die am Rande der Gesellschaft
leben, können da nicht mithalten.
Das wollte der
Düsseldorfer Künstler Klaus Sievers ändern und lud
in die Kölner Überlebensstation "Gulliver" zum Workshop
"Mein Denkmal".
Neben
Café, Kleiderkammer, Duschraum und Beratung fanden die
meist obdachlosen Ratsuchenden dort im Oktober ein
"Kreativangebot" vor. "Sie konnten aus Gips, Pfeifenreinigern,
Pappe oder Farben kleine Kunstwerke schaffen, in denen sich ihr
Leben und ihre Träume widerspiegeln", erklärt Sievers
sein Konzept.
Die Ergebnisse
fotographierte er und montierte sie in Aufnahmen von Kölner
Ansichten, die sich die Laienkünstler ausgesucht hatten. So
lässt Punker Eis (alle nennen nur ihren Vornamen) eine
Gipsfigur mit Stinkefinger "die Jungs von der Eigelsteinwache"
grüßen. Michelle provoziert mit einem Zelt aus
Plastiktüten vor dem Hyatt, während Dominik eher vom
idyllischen Heim träumt: ein Starenkasten unter Bäumen
am Rhein.
"Es war nicht
leicht, Kontakt zu finden", erzählt Sievers und gibt
zu:"Zuerst hielt ich sie für harte Typen." Dann aber war er
überrascht von ihrem "Einfühlungsvermögen und ihrer
Sanftheit". Respektvoll stellt er fest: "Sie leben und
überleben in einer schwierigen Welt, in der der Tod sehr
präsent ist." Gleichzeitig räumt er ein:" Auch wenn ich
als Künstler akzeptiert wurde, in dieser Welt war ich nur
Gast."
Zwölf
machten dann mit. Eine Schwangere setzte ihren dicken Bauch als
Krönung in ein Domfenster. Peter verewigte seine Hand in
einer Mauer, von der er einmal herunterstürzte und erst im
Krankenhaus aufwachte.
Mit Sievers´
Hilfe konnten sie sich ein Denkmal setzen, konnten einmal heraus
aus der Anonymität. Bleibt zu hoffen, dass jetzt auch viele
Betrachter den Weg zu den ausgestellten Fotomontagen ins Gulliver
in den Katakomben unterm Hauptbahnhof finden.
"Mein Denkmal";
Gulliver, Trankgasse 20, bis 31.Januar 2004, Mo-Fr 6 -13 und 15-22
Uhr.