die "TAZ ", Teil NRW Köln, schreibt am 23.Dez.2003:
 
 
Ein Denkmal für Obdachlose
von Jürgen Schön

Wem die Kölner ein Denkmal hinstellen sollen, der muss klüngeln können.

Das hat Willy Millowitsch zu Lebzeiten ebenso gemerkt wie der schon verstorbene Konrad Adenauer. Doch Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, können da nicht mithalten.
Das wollte der Düsseldorfer Künstler Klaus Sievers ändern und lud in die Kölner Überlebensstation "Gulliver" zum Workshop "Mein Denkmal".
Neben Café, Kleiderkammer, Duschraum und Beratung fanden die meist obdachlosen Ratsuchenden dort im Oktober ein "Kreativangebot" vor. "Sie konnten aus Gips, Pfeifenreinigern, Pappe oder Farben kleine Kunstwerke schaffen, in denen sich ihr Leben und ihre Träume widerspiegeln", erklärt Sievers sein Konzept.
Die Ergebnisse fotographierte er und montierte sie in Aufnahmen von Kölner Ansichten, die sich die Laienkünstler ausgesucht hatten. So lässt Punker Eis (alle nennen nur ihren Vornamen) eine Gipsfigur mit Stinkefinger "die Jungs von der Eigelsteinwache" grüßen. Michelle provoziert mit einem Zelt aus Plastiktüten vor dem Hyatt, während Dominik eher vom idyllischen Heim träumt: ein Starenkasten unter Bäumen am Rhein.
"Es war nicht leicht, Kontakt zu finden", erzählt Sievers und gibt zu:"Zuerst hielt ich sie für harte Typen." Dann aber war er überrascht von ihrem "Einfühlungsvermögen und ihrer Sanftheit". Respektvoll stellt er fest: "Sie leben und überleben in einer schwierigen Welt, in der der Tod sehr präsent ist." Gleichzeitig räumt er ein:" Auch wenn ich als Künstler akzeptiert wurde, in dieser Welt war ich nur Gast."
Zwölf machten dann mit. Eine Schwangere setzte ihren dicken Bauch als Krönung in ein Domfenster. Peter verewigte seine Hand in einer Mauer, von der er einmal herunterstürzte und erst im Krankenhaus aufwachte.
Mit Sievers´ Hilfe konnten sie sich ein Denkmal setzen, konnten einmal heraus aus der Anonymität. Bleibt zu hoffen, dass jetzt auch viele Betrachter den Weg zu den ausgestellten Fotomontagen ins Gulliver in den Katakomben unterm Hauptbahnhof finden.
 
 
"Mein Denkmal"; Gulliver, Trankgasse 20, bis 31.Januar 2004, Mo-Fr 6 -13 und 15-22 Uhr.
 
 
 
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